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Es schillert im Schilcherland – Österreich hat sogar einen herkunftsgeschützten Rosé-Wein

SchilcherlandAutor: Dietrich Engler

Der Schilcher besitzt eine ungewöhnlich illustre Geschichte: Vom Ende des 18. Jahrhunderts erzählt man sich die Geschichte, dass Papst Pius VI. auf der Durchreise nach Wien Station in der Steiermark machte. Dort servierte man ihm Schilcher, den er entsetzt als Essig einstufte und Mitleid mit den Steirern empfand. Heute ist der schillernde, erfrischende Rosé kein Grund des Bedauerns, sondern ein Unikat des steirischen Weinbaus westlich von Graz.

Von den 500 Hektar Weinbaufläche dort sind 450 Hektar mit einer Rebsorte bepflanzt, die fast nur in dieser Region kultiviert wird: Blauer Wildbacher, aus dem vor allem Schilcher gemacht wird. Die Weingärten ziehen sich auf 600 Meter Höhe in einem schmalen Band von den Ausläufern der Koralpe und des Reinischkogels nach Süden bis zur slowenischen Grenze. Diese Lagen erwärmen sich am Tag stark und sind vor rauen Winden geschützt. Viele Niederschläge paaren sich mit einem südeuropäisch-mediterranen beeinflussten Klima. Galt der Schilcher früher als rustikaler Bauern- oder gar Rauf-Wein, dessen Säure Agression schürt, ist er heute belebender, schlanker Sommerwein. Er vereint Aromen von Erdbeere, Himbeere, Johannisbeere und Holunderblüte. Bei einigen Lagen schmeckt auch Stachelbeere heraus. Und: er ist Österreichs einziger Rosé mit geschützter Herkunftsbezeichnung. Nur ein Rosé, der ausschließlich aus den Trauben des Blauen Wildbachers aus der Steiermark kommt, darf Schilcher heißen. Im Umkehrschluss wird er grundsätzlich als Rosé ausgebaut und nicht aus Rot- und Weißwein verschnitten.

Er ist auch kein Nebenprodukt der Rotweinbereitung. Die intensiven dunklen Rosa-Farben der modernen Schilcher deuten auf die Länge der Maischestandzeit hin, da die Farbe aus den Beerenhäuten gewonnen wird.

Nach dem Pressen wird der Schilcher in Edelstahltanks gekühlt vergoren, um die Bukettstoffe während der Gärung weitgehend zu erhalten. Schilcher schmeckt auch am besten gut gekühlt – und braucht einen „zweiten Schluck“. Der Gaumen gewöhnt sich erst nach und nach an die Säure und den trockenen Abgang, verlangt dann aber durchaus nach mehr. Mittlerweile ist es den Winzern gelungen, den Schilcher zu einem Kultwein nicht nur für Österreich-Fans zu entwickeln.

Blauer Wildbacher - die Schilcher-Rebsorte
Blauer Wildbacher – die Schilcher-Rebsorte

Und wer die Steiermark bereist, kann entdecken, dass der Schilcher zur leichten saisonalen Küche ebenso passt wie zu einem typisch-deftigen Brotzeit-Teller. Mittlerweile ist der Schilcher ein Touristen-Magnet. Wie in vielen Weinbauregionen gibt es auch für ihn eine eigene Weinstraße von Ligist bis Eibiswald, entlang steiler Weinberge und alpiner Panoramen.

Um den Schilcher rankt sogar ein Mythos. Quer durch das Schilcherland von Preding nach Stainz fährt der „Flascherlzug“. In den 20er- und 30er-Jahren brachte er Kranke zu Johann Reinbacher, auch „Wunderdoktor Höllerhansl“ genannt, einem dubiosen Heiler mit dem Ruf, mittels Kräutern alle möglichen Leiden zu kurieren. Hin- und Rückweg waren beschwerlich, sodass bis zu 500 Patienten täglich bei einem der vielen Schilcherwirte einkehrten, zumal Voraussetzung ihrer Behandlung ein Fläschchen Urin war, das Reinbacher zur Diagnose einforderte.

Schilcher ist also ein Wirtschaftsfaktor seit fast 100 Jahren.

Weiterer Informationen gibt es auch auf der Webseite des Steiermark Tourismus.

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