BDI korrigiert sich: Erwartete Wirtschaftseffekte durch TTIP zehn Mal kleiner als behauptet
Das Thema TTIP wird noch immer heiß diskutiert. Der Verbraucher kennt sich in dem Dschungel der sich ständig widersprechenden Informationen kaum noch aus. Foodwatch und viele andere Verbände kritisieren mit immer neuen Argumenten das geplante Freihandelsabkommen. Nun hat sogar das offizielle Organ vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) Angaben über mögliche Effekte des Freihandelsabkommens TTIP nach unten korrigiert – auf ein Zehntel der bisher genannten Werte. Damit reagiert der BDI auf eine entsprechende Aufforderung der Verbraucherorganisation foodwatch und stellt klar, dass die Einschätzungen aus wissenschaftlichen Studien bislang um ein Vielfaches übertrieben dargestellt wurden.
Foodwatch fordert allerdings noch weitere Korrekturen: Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft soll ihre TTIP-Broschüre einstampfen – 5 von “12 Fakten” falsch dargestellt
Der BDI hatte in Verbandspublikationen sowie in einem Interview von BDI-Präsident Ulrich Grillo wiederholt eine von der Europäischen Kommission beauftragte Studie zum transatlantischen Freihandelsabkommen verfälscht dargestellt. Während in der Studie eine nach zehn Jahren eintretende, einmalige Anhebung des Niveaus von Bruttoinlandsprodukt und Haushaltseinkommen vorhergesagt wird, hatte der BDI von einem jährlichen Effekt gesprochen – und über den Zeitraum von zehn Jahren damit das Zehnfache dessen versprochen, was die Studienautoren angeben. In einem Offenen Brief hatte foodwatch BDI-Präsident Ulrich Grillo am Dienstag aufgefordert, die Angaben richtig zu stellen. Am Mittwoch war die Internetseite des Verbands korrigiert.
Foodwatch sagt, dass auch andere TTIP-Befürworter weiterhin mit falschen Angaben argumentieren.. So veröffentlichte die arbeitgebernahe Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) im Februar 2015 eine Broschüre mit “12 Fakten zu TTIP”, von denen gemäß foodwatch wenigstens 5 Fakten fehlerhafte oder verzerrte Darstellungen enthalten. foodwatch forderte die INSM auf, ihre Broschüre zurückzurufen und einzustampfen sowie gleichlautende Angaben auf der INSM-Internetseite zu korrigieren.
“Wenn die TTIP-Befürworter bei der Wahrheit bleiben, fallen die zu erwartenden wirtschaftlichen Effekte des Abkommens zusammen wie ein Soufflé im Ofen”, erklärte foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode. “Es ist in hohem Maße unseriös, wie die Chancen des Abkommens aufgebauscht und die Risiken negiert werden. Wenn bei den Argumenten pro TTIP dergestalt getrickst und gefälscht wird, dann darf sich niemand wundern, dass immer mehr Menschen contra TTIP eingestellt sind. Wir erwarten, dass die Befürworter endlich eine ehrliche und offene Debatte über das Abkommen beginnen.”
Link:
Fragen & Antworten zu TTIP: www.ttip-faq.foodwatch.de
Quellen:
– CEPR-Studie im Auftrag der Europäischen Kommission: bit.ly/1cuYFUG
– ifo-Studie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums: bit.ly/1E57Lpc
Redaktionelle Hinweise:
– Offener Brief an BDI-Präsident Ulrich Grillo: bit.ly/1NDAgCs
– TTIP-Befürworter verbreiten eine ganze Reihe von Fehl- und Desinformationen über das geplante Abkommen. Eine Übersicht: www.ttip-desinformation.foodwatch.de
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