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Superfood aus dem Garten

Autor: Marcel Eckert

Die meisten von uns sind mit den Lebensmitteln, die aus exotischen Ländern kommen und uns vermeintliche Gesundheitsvorteile sowie seelisches Wohlbefinden versprechen, vertraut. Chiasamen aus Mexiko und Australien, Quinoa aus Bolivien und Ecuador und die Avocado aus Südafrika, Israel und Kalifornien liefern nicht nur besonders viel Eiweiß, wertvolle Fettsäuren und Ballaststoffe, Vitamine und Eisen, sondern haben allesamt auch eine verheerende Klimabilanz. Wenn Sie die Gesundheitsvorteile von Chia, Quinoa und Co. nutzen wollen, ohne dass Sie oder die Lebensmittel dabei um die halbe Welt reisen, dann reicht schon eine Reise in den heimischen Garten. Denn was Chiasamen können, das können heimische Gewächse allemal. Leinsamen, Ackersenf, Portulak, Vogelmiere als auch Topinambur sind wertvolle Nahrungsmittel, die in unseren Breiten gedeihen.

Leinsamen – Foto: Pexels/Maike Müller

Die fünf besten Superfoods aus dem heimischen Garten

Ackersenf
Dieser eher unscheinbare Vertreter innerhalb der Senffamilie wird hierzulande oft als Unkraut verschrien. Doch wie die meisten Unkräuter, handelt es sich auch beim Ackersenf eher um ein Nutzkraut, das in der Küche und Naturmedizin verwendet werden kann. Die Samen des Ackersenfs können dabei als Gewürz verwendet werden. Ihre ätherischen Öle kurbeln den Stoffwechsel an.

Junge Blätter des Ackersenfs lassen sich darüber hinaus auch wunderbar als Salat oder leicht scharfe Zutat in Aufstrichen und Dips verwenden. Auch im Entsafter und Smoothie-Mixer kann der Ackersenf Getränken und Gemüsesäften eine leichte, angenehme Schärfe verleihen.

Anbau und Ernte: Ackersenf hat einen hohen Nährstoffbedarf und braucht einen alkalischen Boden. In der Sonne fühlt sich die Pflanze ebenso wohl wie im Halbschatten. Ackersenf blüht von Juni bis September und ist ein wahrer Bienenmagnet, darf also in einem naturnahen Garten nicht fehlen.

Portulak
„Portu-was?“ meint nun der ein oder andere von Ihnen denken, denn Portulak ist tatsächlich aus dem kollektiven Gedächtnis in weiten Teilen des Landes verschwunden. Leider, denn die sukkulente Pflanze mit dicken Blättern ist ein wahres Kraftpaket an Nährstoffen und eine Quelle von Vitamin C, einer Reihe B-Vitamine, Kalium, Eisen und Magnesium, Folsäure sowie Omega 3 Fettsäuren.

Das Gemüse mit einem erfrischenden, leicht säuerlichen Geschmack lässt sich als Salat verwenden und auch in der Naturmedizin nutzen, wirkt Portulak doch harntreibend und entzündungshemmend.

Anbau und Ernte: Portulak braucht einen warmen Standort und einen eher lockeren Boden, der mit Sand durchsetzt werden kann und nicht zu feucht sein sollte. In besonders warmen Sommern ist es möglich, Portulak bereits einen Monat nach der Aussaat zu ernten. Schneiden Sie dafür nur das obere Drittel der Pflanzen ab, dann treibt sie neu aus und bildet neue Blätter, die nach weiteren vier bis sechs Wochen beerntet werden können.

Leinsamen
Sind Leinsamen die besseren Chiasamen? Zumindest, wenn man die den Gehalt an Proteinen, Kalium und Vitamin E betrachtet. In ihrem Gehalt an Eisen, Zink und Ballaststoffen unterscheiden sich beide Samenarten kaum voneinander. Nur bei Vitamin A und Kalzium hat der Chiasamen die Nase etwas weiter vorn, muss dafür aber auch tausende Kilometer Strecke zurücklegen, um in Ihrer Müslischale zu landen.

Der heimische Leinsamen ist ein wahrer Lokalheld. Er wächst quasi direkt vor Ihrer Haustür und muss keine Weltreise unternehmen, um Ihnen seine wertvollen Nährstoffe zu bieten. Diese kleinen Kraftpakete stecken voller pflanzlicher Proteine, die unser Körper für den Muskelaufbau und die Regeneration benötigt.

Anbau und Ernte: Lein kann in der Sonne und im Halbschatten auf trocknem, stickstoffarmem Boden wachsen. Leinsamen kann etwa 120-150 Tage nach der Aussaat beerntet werden. Sie erkennen reifen Lein daran, dass sich die Kapseln braun färben und rascheln, wenn Sie sie schütteln.

Vogelmiere
Eine weitere Pflanze, die unsere Großeltern noch zu schätzen wissen und die heute vollkommen zu Unrecht als Unkraut verschrien ist, ist die Vogelmiere. Sie mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken, aber sie ist ein wahres Superfood aus unserer heimischen Natur. Ihre typische weiße Haarleiste am Stängel ist ein ziemlich sicheres Erkennungsmerkmal und unterscheidet sie von anderen ungiftigen Mieren.

Das Beste daran: Sie kann das ganze Jahr über gesammelt werden und ist sogar im Winter verfügbar. Ihre Nährstoffe machen sie zu einem wertvollen Wildgemüse. Mit 14-mal so viel Eisen, 4-mal so viel Kalium und 3-mal so viel Magnesium wie Chinakohl ist sie eine wahre Nährstoffbombe. Schon 150 Gramm decken den Tagesbedarf an Eisen, Kalium und Vitamin C eines durchschnittlichen Erwachsenen. Durch die Kombination von Eisen und Vitamin C in der Vogelmiere kann unser Körper das Eisen optimal aufnehmen.

Anbau und Ernte: Die Vogelmiere ist ein robustes und unermüdliches Kraut und wächst nahezu überall, meistens dort, wo man es nicht braucht. In stickstoffreicher Erde, an einem sonnigen Plätzchen wächst das Kraut sprichwörtlich „wie Unkraut“. Ernten können Sie die die Vogelmiere das ganze Jahr über.

Topinambur
Besonders Zuckerkranke sollten hier aufmerksam sein, denn Topinambur ist eine süßliche Alternative zur Kartoffel, enthält aber keinerlei Stärke, sondern den natürlichen Ballaststoff Inulin. Dieser lösliche Ballaststoff findet sich auch in Zwiebeln und wird als Stärke-Ersatz verwendet, da er im Dünndarm nicht resorbiert wird. Damit lässt er auch den Blutzucker nicht in die Höhe schnellen. Deshalb wird Topinambur im Volksmund auch als „Kartoffel für Diabetiker“ bezeichnet.

Das Gemüse enthält Eiweiß, Kalium, Kalzium, Phosphor und diverse Vitamine, darunter die Vitamine A, B und C. Aufgrund der zahlreichen Mineralstoffe und sekundären Pflanzenstoffe wird der Pflanze in der Naturmedizin eine krebshemmende Wirkung nachgesagt.

Anbau und Ernte: Topinambur wächst auf nahezu allen Böden, liebt aber lockeren, humosen Boden, den Sie zum Beispiel vor der Aussaat mit reifem Kompost anreichern können. Topinambur braucht in erster Linie unterirdisch Platz, was ihn zum perfekten Nachbarn für Salat, Erbsen, Zwiebeln und Spinat macht, während ihm Kohlsorten in direkter Nachbarschaft die Kraft rauben.

Fazit

Möchten Sie Ihrem Wohlbefinden etwas Gutes tun, müssen Sie nicht zu exotischen Pflanzen, Samen und Gemüsesorten vom anderen Ende der Welt greifen. Schauen Sie einmal in Ihrem Garten nach, ob sich nicht vielleicht schon ein heimliches Superfood zwischen Ihren Blumen versteckt. Und wenn nicht, bauen Sie sich ihr Superfood selbst mit heimischen Samen und Gemüsesorten an, die nicht nur Ihrer Gesundheit etwas Gutes tun, sondern auch der Insekten- und Tierwelt. Denn heimische Pflanzen locken heimische Insekten an und unterstützen damit die Biodiversität und den Artenschutz in Ihrem Garten.

Weitere Informationen zu einem naturnahen Garten, finden Sie in diesem Ratgeber.

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