Studie der Klima-Allianz Deutschland – Klimaziele in der Landwirtschaft nur mit Abstockung der Tierbestände zu erreichen
Die Klima-Allianz Deutschland kritisiert die geplanten Maßnahmen von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner zur Erreichung der Klimaziele im Bereich Landwirtschaft als zu unkonkret und unzureichend. Eine Studie des Öko-Instituts zur Bewertung von Maßnahmenvorschlägen der deutschen Zivilgesellschaft zeigt, wie das 2030-Ziel sicher erreicht werden kann.
„Das Maßnahmenpaket, das Ministerin Klöckner vorsieht, basiert offenbar
auf unrealistischen Annahmen und reicht nicht aus, das Klimaziel zu erreichen.
Die Emissionen aus der Tierhaltung machen einschließlich der Futterproduktion
rund 70 Prozent aller Agraremissionen aus. Nur mit einer Abstockung der
Tierbestände können die Klimaziele in der Landwirtschaft erreicht werden. Das
ist das zentrale Ergebnis der Studie. Ministerin Klöckner schließt diese Option
jedoch kategorisch aus“, so Gerald
Wehde, Geschäftsleiter Agrarpolitik bei Bioland. „Weniger ist
mehr,” ergänzt Felix
Domke, Leiter Politik von ProVeg Deutschland. „Eine Reduktion
des Konsums von Milch- und Fleischprodukten um ein Viertel brächte eine
jährliche Einsparung von 7,8 Mio. Tonnen CO2.“
Tobias Reichert, Teamleiter Welternährung bei Germanwatch: „Steigende Exporte
waren in den vergangenen Jahren der wichtigste Grund für wachsende Tierbestände
und Emissionen. Daher muss ein deutlich verringerter Verbrauch von Fleisch und
Milch mit reduzierten Exportmengen und weniger weggeworfenen Milch- und
Fleischprodukten einhergehen.”
Statt auf eine Reduktion
der Tierbestände setzt Klöckner auf zwei zentrale Instrumente, deren Wirkung
sie auch noch überschätzt: die Düngeverordnung von 2017 und die Vergärung von
Wirtschaftsdünger in Biogasanlagen. „Das Ministerium erwartet eine Einsparung
von bis zu 3,5 Mio. Tonnen CO2 bis 2030 über die Senkung des
Stickstoffüberschusses. Mit der bestehenden Düngeverordnung ist allerdings nur
eine Einsparung von zwei Millionen Tonnen CO2 zu erwarten,” erklärt Wehde.
Durch die Vergärung von
Wirtschaftsdünger in Biogasanlagen will das Ministerium zusätzlich bis zu 4
Mio. Tonnen CO2 einsparen. Das würde bedeuten, dass 70 Prozent des
gesamten Aufkommens an Gülle und Mist in Biogasanlagen landen. Aktuell sind es
17 Prozent. „Die Annahmen Klöckners sind daher vollkommen überzogen, würden
Millionen an Fördermitteln verschlingen und die Massentierhaltung
manifestieren. Gülle über hunderte Kilometer zu den bestehenden Biogasanlagen
zu transportieren kann nicht Sinn der Übung sein,” so Wehde.
„Statt Schönrechnerei
brauchen wir realistische Maßnahmen zur Absenkung der Stickstoffüberschüsse von
heute 98 auf 50 kg Stickstoff pro Hektar. Wichtigster Hebel ist auch hier die deutliche
Reduktion der Tierbestände, insbesondere in den viehstarken Gebieten,” so Reichert. Diese
Maßnahmen sollen flankiert werden durch mehr Ökolandbau, Leguminosenanbau und
die Einführung einer Stickstoffabgabe, fordern die Organisationen.
Die gesamte Studie des
Öko-Instituts im Auftrag der Klima-Allianz Deutschland findet sich hier.