Unterwegs

Bayerische Volksfeste

Schon im Mittelalter gab es in Bayern Vorläufer der heutigen Volksfeste. Damals wie heute rankten sich die Veranstaltungen um Märkte und waren dazu da, den Handel zu fördern und die Menschen dabei zu unterhalten. Nach wie vor spielen Volksfeste wie das bekannteste, dem Münchner Oktoberfest, eine wichtige Rolle im kulturellen Leben Bayerns.

Braumeister Tobial Zollo zwickelt – Foto: Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan

Geschichte der Volksfeste in Bayern

Die Tradition der Volksfeste in Bayern reicht weit zurück und hat ihren Ursprung im Mittelalter. Zu dieser Zeit wurden Feste und Jahrmärkte abgehalten, um den Handel zu fördern und die Bevölkerung zu unterhalten. Im Laufe der Zeit entwickelten sich diese Veranstaltungen zu den heutigen Volksfesten, die eine wichtige Rolle im kulturellen Leben von Bayern spielen.

Eines der bekanntesten und ältesten Volksfeste in Bayern ist das Münchner Oktoberfest, das erstmals im Jahr 1810 abgehalten wurde. Ursprünglich wurde es zum Feiern der Hochzeit von König Ludwig I. von Bayern und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen organisiert. Das Fest wurde ein großer Erfolg und seitdem jährlich veranstaltet, mit Ausnahme einiger Unterbrechungen aufgrund von Kriegen und Epidemien. Das Oktoberfest ist heute das größte Volksfest der Welt und lockt jedes Jahr Millionen von Besuchern aus aller Welt an. Es bietet eine Vielzahl von Attraktionen, wie Karussells, Bierzelte, Imbissstände und Unterhaltungsangebote für alle Altersgruppen.

Neben dem Oktoberfest gibt es in Bayern viele weitere Volksfeste, wie beispielsweise das Frühlingsfest in München, das Volksfest in Nürnberg, das Gäubodenvolksfest in Straubing und das Bergkirchweihfest in Erlangen, der Gillamoos in Abensberg oder das Freisinger Volksfest. Diese Feste sind bekannt für traditionelle Trachten, Volksmusik und bayerische Spezialitäten wie Grillhendl, Steckerlfisch, Brezn und Festbier.

Hier einige Beispiele und eine Liste einiger anstehenden Festivitäten:

Freisinger Volksfest: eine Reise durch die Geschichte

Gemäß der offiziellen Stadtgeschichte wird das Freisinger Volksfest seit 1929 veranstaltet. Allerdings hat die Volksfest-Tradition eine viel längere Geschichte, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. 

Berichten zufolge fand im Jahr 1874 in Freising das erste sogenannte Ur-Volksfest statt, wie der Historiker Wolfgang Grammel vor einigen Jahren herausgefunden hat. Es gab verschiedene Schausteller, die heutzutage schwer vorstellbar sind. Man konnte den kleinsten Hirschen der Welt bewundern, Russlands größten Soldaten außer Dienst (ein Mann namens Pisjak mit einer Größe von 2,41 Metern), Deutschlands größtes und schwerstes Riesenmädchen, einen Flohzirkus und vieles mehr. Nach einer mehrjährigen Pause um 1874wurde das Volksfest im Dreikaiserjahr 1888 fortgesetzt, bevor es 1899 durch die als „Jahrhunderthochwasser“ in die Geschichte eingegangene Flutkatastrophe zu einer jahrelangen Unterbrechung kam. Hans Gruber beschreibt diese Katastrophe in seinem Werk “Felder, Lerchen und unsere Stadt”. 

Anstatt mit einem Feuerwerk begannen die Festtage am 8. September mit einem Donnerschlag, während sich der Himmel verdunkelte. Trotzdem strömten die Menschen zum Festplatz in Freising, wo sich heute das neue Freisinger Schwimmbad “fresch” befindet. Es gab Sonderzüge und Menschen kamen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit allen möglichen Verkehrsmitteln in die Domstadt. Als sich das Wetter zur Mittagszeit aufhellte, verschwand vorerst die düstere Stimmung. Der Festzug konnte stattfinden und das Bier floss reichlich. Kein Wunder, denn damals kostete eine Maß lediglich 30 Pfennig. Der Freitag verlief größtenteils noch unbeschadet. Noch ahnte keiner, dass sich eine Naturkatastrophe anbahnte.

Ab dem Wochenende begannen schwere Regenfälle, am Sonntag brach ein heftiger Sturm aus, der die Fahnen zerriss. In den Brauereistätten herrschte jedoch vorerst noch reger Betrieb, da sie größtenteils vor den Launen des Wetters geschützt waren. Es regnete und hagelte, und die Festwiese verwandelte sich in eine Schlammwiese. In Lerchenfeld stieg das Grundwasser, und die Isar machte ihrem Spitznamen “Die Reißende” alle Ehre. Es war nicht möglich, das Volksfest wie geplant weiter abhalten zu können. Als die Isar dabei war, den Damm zu überfluten, mussten die Schausteller eilig ihre Stände abbauen. Die Feuerwehr schlug Alarm, und Frauen, Kinder und Tiere wurden schnell in Sicherheit gebracht, während die Wiese überflutet wurde. Noch am selben Tag, dem 13. September, musste die Feuerwehr aufgrund der Wassermassen die Räumung des Platzes abbrechen. Es gab nichts mehr zu retten.

Es vergingen 30 Jahre, bis sich die Freisinger wieder an ein Volksfest wagten. Erst 1929 begann die “moderne Volksfest-Zeitrechnung”, wobei das Fest damals noch stark landwirtschaftlich geprägt war und Viehschauen und Ähnliches beinhaltete. Während des Zweiten Weltkrieges gab es eine Pause, und erst 1949 wurde das Volksfest wieder aufgenommen, ebenfalls mit einem Fokus auf die Landwirtschaft. In den folgenden Jahren erhielt das Volksfest einen ähnlichen Charakter, den es heute hat, mit viel Spaß, Musik und dem feinsten Bier der Freisinger Brauereien.

Das Festbierein Bier mit eigener Geschichte

Auch das Festbier hat eine eigene Geschichte: Da früher das Bier aufgrund mangelnder Kühlung rascher verdarb, wurde im Jahr 1539 die Bayerische Brauordnung erlassen. Sie besagte, dass nur in der Zeit zwischen dem 29. September und dem 23. April das Bierbrauen erlaubt war.

Das damals beliebte untergärige Bier benötigt zwar eine längere Reifezeit, ist dafür aber voller im Geschmack und länger haltbar. Um den Haltbarkeitsgrad zusätzlich zu steigern,wurde das Bier mit einem höheren Alkoholgehalt gebraut. So konnte es im März in den Bierkellern eingelagert werden und war selbst auf den Herbstfesten noch erfrischend und süffig.

Aktuelles

Freisinger Volksfest 2023

2023 wird das 92. Freisinger Volksfest veranstaltet. Ab 2023 wird die Festwirtsfamilie Mörzaus dem schwäbischen Amberg die Bewirtung des Festzeltes auf dem Freisinger Volksfest übernehmen. Das Volksfest in Freising bietet Besuchern jeden Alters eine vielfältige Palette an Aktivitäten und Unterhaltungsmöglichkeiten. Es gibt zahlreiche Fahrgeschäfte, Imbissstände und andere Attraktionen. Das Fest erstreckt sich über einen Zeitraum von zehn Tagen. Während dieser Zeit wird das Bier von den beiden regionalen Brauereien, der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan und dem Hofbrauhaus Freising, ausgeschenkt. Im Festzelt wird das Festbier der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan für fünf Tage gezapft, gefolgt von fünf Tagen mit dem Hofbräuhaus Bier. Jedes Jahr wechselt der Rhythmus, welches Bier zuerst ausgeschenkt wird. Der Brauereiwechsel erfolgt immer mittwochs.

Am Eröffnungstag gibt es am Marienplatz ein Standkonzert der Stadtkapelle und anschließend den traditionellen Umzug zum Festgelände in der Luitpoldanlage. Der Anstich des ersten Bierfasses erfolgt durch den Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher im Festzelt.In diesem Jahr 2023 wird das erste Fass von der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan sein. 

Premiere auf dem traditionsreichen Gillamoos in Abensberg

Die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan war im Jahr 2022 erstmals am bekannten Gillamoos in Abensberg (Kreis Kelheim) vertreten. Der Gillamoos gehört zu den größten und ältesten Volksfesten in Niederbayern. Die traditionsreiche Veranstaltung dauert fünf Tage und hat eine lange Geschichte. Der Jahrmarkt geht auf eine Wallfahrt zu einer Kapelle des Heiligen Aegidius zurück, die erstmals 1313 erwähnt wurde. Die Bedeutung des Gillamooszeigt sich darin, dass während des Wochenendes, an dem das Fest stattfindet, grundsätzlich keine Parallelveranstaltungen in der Region stattfinden sollen. Sogar einige örtliche Firmen und Behörden schließen am sogenannten „Gillamoos-Montag“. Über Bayern hinaus ist der Gillamoos für seine markanten Reden bedeutender deutscher Politiker bekannt. Jedes Jahr findet am Gillamoos-Montag der politische Frühschoppen statt. Das Besondere daran ist, dass in vier der fünf Festzelte sowie im Weißbierstadel, im Weinzelt und in den Gaststätten der Stadt gleichzeitig Politiker verschiedener Parteien ihre Veranstaltungen und Redebeiträge abhalten. Da diese Veranstaltungen zeitnah zu den Bundes- und Landtagswahlen stattfinden, sind sie sowohl inhaltlich als auch medial von großer Bedeutung.

Volksfestkalender 2023 **

VolksfestDatumOrt
Gäubodenvolksfest11.08 – 21.08Straubing
Volksfest – Ebersberg11.08 – 21.08Ebersberg
Dachauer Volksfest12.08 – 21.08Dachau
Allgäuer Festwoche12.08 – 20.08Kempten
Bartlmädult18.08 – 27.08Landshut
Gauvolksfest25.08 – 28.08Röttingen
Barthelmarkt25.08 – 28.08Oberstimm, Ingolstadt
81. Erdinger Herbstfest25.08 – 03.09Erding
Herbstfest – Nürnberg25.08 – 10.09Nürnberg
Herbstfest – Rosenheim26.08 – 10.09Rosenheim
Karpfhamer Volksfest 31.08 – 05.09Karpfham
Gillamoos31.08 – 4.09Abensberg
Freisinger Volksfest01. 09 – 10.09Freising
Volksfest – Eichstätt01.09 – 10.09Eichstätt
Moosburger Herbstschau mit Volksfest08.09 – 17.09Moosburg
Weidener Volksfest14.09 – 18.09Weiden i.d. Oberpfalz
Oktoberfest16.09 – 3.10München
Herbstvolksfest – Ingolstadt22.09 – 03.10Ingolstadt
Gallimarkt06.10 – 09.10Mainburg

** Die Tabelle hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da es in Bayern zahlreiche tolle Volksfeste gibt, die für die jeweilige Region wichtig sind.

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