Umweltschutz

Geflügelpest unter Kranichen – NABU mahnt strengere Biosicherheit und schnelles Handeln an

Ein massiver Ausbruch der Geflügelpest unter Kranichen sorgt in diesem Herbst für Besorgnis bei Vogelkundlern und Behörden gleichermaßen. Erstmals trifft das Virus in großem Umfang auch Zugvögel, die auf ihren Rastplätzen engen Kontakt zu Wasservögeln haben. Besonders die Dynamik und Ausbreitungsgeschwindigkeit des Erregers überraschen die Fachwelt. Der NABU warnt vor weiteren Infektionen entlang der Zugrouten und ruft zu mehr professioneller Unterstützung beim Entfernen verendeter Tiere auf. Gleichzeitig erinnert der Verband daran, dass nicht Wildvögel, sondern Menschen Hauptüberträger des Virus in Geflügelbestände sind.

„Auf das Ausmaß und die Geschwindigkeit war niemand vorbereitet“, erklärt NABU-Kranichexperte Dr. Günter Nowald. In den vergangenen Jahren kam es in Ländern wie Ungarn oder Israel bereits zu größeren Verlusten unter Kranichen, doch Deutschland blieb bislang weitgehend verschont. Nun jedoch haben sich die Vögel offenbar an Rastplätzen bei Wasservögeln mit der aggressiven H5N1-Variante infiziert – möglicherweise schon im Baltikum oder in Polen. Während sich die Tiere tagsüber in der Umgebung ihrer Rastplätze auf Nahrungssuche begeben, drängen sie sich abends in seichten Gewässern dicht aneinander. Dort können sich Infektionen in kürzester Zeit verbreiten.

Viele Tiere verenden direkt an den Rastplätzen, andere tragen den Erreger weiter entlang der Zugroute. Nowald betont: „Das möglichst rasche Entfernen von Kadavern ist die einzige Möglichkeit, die Ausbreitung der Geflügelpest unter Wildvögeln einzudämmen.“ Der NABU fordert deshalb mehr personelle Unterstützung – etwa durch Feuerwehren oder das Technische Hilfswerk – und den Abbau bürokratischer Hürden, die ein schnelles Handeln verhindern.

Die Geflügelpest ist längst kein saisonales Phänomen mehr. In europäischen Wasservogelpopulationen zirkulieren die Viren ganzjährig, und der weltweite Austausch von Eiern, Tieren und Futtermitteln begünstigt ihre Verbreitung. Dabei ist es selten direkter Kontakt zwischen Wild- und Hausvögeln, der zur Ansteckung führt. „Es fliegt kein Kranich in den Hühnerstall“, so Nowald, „für den Vireneintrag sorgen wir Menschen – über Schuhe, Kleidung oder Transportwege. Deshalb müssen Biosicherheitsmaßnahmen strikt eingehalten werden.“

Ob der Höhepunkt des aktuellen Ausbruchs bereits erreicht ist, bleibt unklar. Fest steht: Auch stabile Wildvogelpopulationen sind durch solche Ereignisse verwundbar. Der Schutz der Lebensräume und eine verantwortungsvolle Überwachung bleiben entscheidend, um die Kraniche dauerhaft zu schützen.

Hintergrund:

Dr. Günter Nowald ist Sprecher der NABU-Bundesarbeitsgruppe Kranichschutz und Leiter des Naturerlebniszentrums „Kranichwelten“ in Günz bei Stralsund. Aufgrund der Geflügelpest wurden dort Kranichtouren und das „Kranorama“ vorzeitig geschlossen, das Erlebniszentrum selbst bleibt jedoch geöffnet und bietet auf 500 Quadratmetern eine interaktive Ausstellung zur faszinierenden Welt der Kraniche.

Die Kraniche rund um den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft sind bislang weitgehend verschont geblieben – vermutlich aufgrund der größeren Wassermengen und der guten Durchmischung der Boddengewässer. Zudem stammen viele der dort rastenden Vögel aus Skandinavien, wo die Geflügelpest derzeit nicht auftritt.

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