Pflanzliche Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung
Die deutsche Betriebsgastronomie spielt eine Schlüsselrolle in der Ernährungswende, indem sie täglich Millionen von Menschen in Unternehmen, Universitäten und Kliniken mit abwechslungsreichen Mahlzeiten versorgt. Besonders in Zeiten des Veganuary, wenn der Fokus verstärkt auf pflanzlicher Ernährung liegt, zeigen sich die großen Cateringunternehmen innovativ und entwickeln neue Gerichte, die den Geschmack der breiten Masse ansprechen. Dieser Wandel in der Gemeinschaftsverpflegung ist nicht nur ein Trend, sondern ein entscheidender Beitrag zu einer nachhaltigeren und klimafreundlicheren Ernährung. Von veganen Klassikern bis hin zu kreativen Neuerungen – der Veganuary macht die Transformation der Betriebskantinen und Mensen in Deutschland sichtbar und zeigt, wie die Ernährungswende am Arbeitsplatz erfolgreich vorangetrieben wird.
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Rund 18 Millionen Menschen essen täglich in Betriebsrestaurants, Uni-Mensen und Klinik-Kantinen. Diese Orte der Gemeinschaftsverpflegung gehören in Deutschland zu den wichtigsten Beschleunigern der Ernährungswende. Am Arbeitsplatz kommen auch Menschen mit pflanzlicher Ernährung in Kontakt, die ansonsten weniger Berührungspunkte haben. Die großen Cateringbetriebe stellen sich darauf ein: Sie entwickeln neue und mainstreamtaugliche Gerichte für die vegane Mittagspause in der Firma. Was sie während des Veganuary alles auf die Teller bringen – und was eine Berliner Spitzenköchin mit Gemeinschaftsverpflegung zu tun hat, verrät dieser Überblick über die deutsche Betriebsgastronomie.
Die Geschichte der Kantinen in Deutschland reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Im Chemiewerk Bayer Elberfeld wurde im Jahr 1895 die erste „Arbeiter-Speiseanstalt“ eröffnet. Seitdem ist die Kantine in deutschen Unternehmen nicht mehr wegzudenken – auch, wenn sie heute nur noch selten so heißt. Stattdessen tragen die meisten Betriebsrestaurants klangvolle Namen wie jeder andere Gastronomiebetrieb: Wer in der „Elbe“ luncht, arbeitet beim Hamburger Otto-Versand. Im „Rudolf’s“ speisen die Softwareentwickler:innen von Haufe in Freiburg. Und wer im Commerzbank-Tower in Frankfurt sitzt, trifft sich mittags mit Kolleg:innen im „Plaza“.
Gemeinschaftsverpflegung beeinflusst Ernährungswende maßgeblich
So bunt wie die Namen der Betriebsrestaurants heute sind, so vielfältig ist das Essensangebot. Mitarbeitende erwarten auch in diesem Veganuary neue Angebote, die schmecken, gesund, nachhaltig und pflanzlich sind. „Die Gemeinschaftsverpflegung ist eine der großen Treibkräfte der Ernährungswende“, so Christopher Hollmann, der Veganuary Deutschland leitet. Auch das Fachmagazin Hogapage bezeichnet die Betriebsgastronomie als entscheidenden Player für ein klimaneutrales Deutschland – „schließlich zeichnet die Ernährungswirtschaft verantwortlich für ein Fünftel der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen in Deutschland“.
Veganuary wird am Arbeitsplatz sichtbar
Deutschlands Kantinen haben Tradition und sind hoch frequentiert: Vor Corona aßen rund 30 Millionen Menschen täglich in Betrieben, Mensen und Schulen, Kliniken und Pflegeheimen. Heute sind es nach Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) trotz Homeoffice-Trend immer noch mehr als 18 Millionen – jeden Tag, Tendenz wieder steigend. Wichtige Orte, an denen die Ernährungswende anfassbar und beschleunigt wird. „An diesen Orten“, so Christopher Hollmann, „erreichen wir auch Menschen, die sonst weniger Berührungspunkte mit veganer Ernährung haben.“ Veganuary geht es darum, Menschen zum Ausprobieren der pflanzlichen Ernährung zu motivieren. „Wir freuen uns sehr über das Engagement der Großcatering- und Foodservice-Unternehmen, denn so ist Veganuary nicht nur beim Einkaufen, sondern auch am Arbeitsplatz sichtbar.“
Vegane Spitzenköchin unterstützt führendes Cateringunternehmen
Ein Marktführer der Branche ist der Full-Service-Cateringbetrieb Aramark: Das Unternehmen sorgt dafür, dass Menschen außerhalb ihrer vier Wände komplett verpflegt werden können, von morgens bis spät in die Nacht. Das passiert in Betrieben, Kliniken, aber auch in Fußballstadien, Konzertarenen und auf anderen Großveranstaltungen wie Messen. Bei Aramark gibt es mittlerweile eine eigene pflanzliche Marke („V-Like“) sowie ein Team aus Köch:innen und Ernährungsexpert:innen, das sich mit der Weiterentwicklung von veganen Gerichten beschäftigt. Sogar eine prominente Spitzenköchin und Bestsellerautorin ist mit dabei: Josita Hartanto („Lucky Leek“, Berlin). Sie kocht gemeinsam mit dem Aramark-Team, probiert aus, kommentiert, verbessert, gibt Input. Die besten Gerichte landen dann im gastronomischen Angebot der rund 500 Unternehmen, die von Aramark beliefert werden.
Bis 2030 sollen 40 Prozent der Speisen vegan sein
Die vegane Currywurst ist nicht nur bei VW mittlerweile Standard. Im Veganuary 2025 wird deutlich, dass neben den veganen Varianten von Klassikern auch ganz neue Kreationen pflanzlicher Kochkunst in den Betriebsbistros Einzug halten. Der Großcateringbetrieb Dussmann gehört zu den Treibern dieser Entwicklung: Bis 2030 sollen 40 Prozent aller angebotenen Gerichte des Unternehmens rein pflanzlich sein.
Zu Mittag: Auberginen-Hering und Karottenwurst
Um diese Marke zu erreichen, hat Dussmann eine ganze Reihe von Maßnahmen beschlossen. Mitarbeitende durchlaufen ein umfangreiches Schulungsprogramm, bei dem die Vorzüge der pflanzlichen Ernährung vermittelt werden. Zudem tüfteln die Dussmann-Köch:innen konsequent an neuen Rezepturen, um eine möglichst breite Palette an veganen Gerichten anbieten zu können. Ein Vorgeschmack auf das, was da in Zukunft alles auf die Teller kommt, wird bereits in diesem Januar serviert: Den Auberginen-Hering gibt’s klassisch mit Dill-Kartoffeln, das Gulasch stammt von der Jackfruit. Im Grünkohleintopf steckt eine Karottenwurst, im Schlemmerfilet à la Bordelaise Tofu statt Alaska-Seelachs. Und fürs Geschnetzelte auf den veganen Spätzle kommen „BrewBites“ zum Einsatz – eine neue Fleischalternative, die aus Biertreber, einem Nebenprodukt in der Bierproduktion, gewonnen wird.
Dass es die Cateringunternehmen ernst mit der Ernährungswende meinen, zeigt sich auch bei der SV Group, die mit den mehr als 450 Restaurants in Deutschland und der Schweiz am Veganuary teilnimmt. Mehr als ein Drittel (34,5 Prozent) der genutzten Rezepturen sind mittlerweile pflanzlich. Aus ihnen werden dann komplette Speisen und Menüs zusammengesetzt. Auf der Speisekarte stehen Streetfood-Klassiker: Loaded Fries, Planted Philly Cheesesteak Sandwich, Pulled Mushroom Tacos und Yakisoba.