Umweltschutz

ChatGPT entlarvt Schwächen in der geplanten EU-Regulierung zu Neuer Gentechnik (NGT)

Quelle: Aurelia Stiftung / Freepic/jcomp & AdobeStock/iuriimotov

Ein aktuelles Experiment mit Künstlicher Intelligenz (KI) stellt die Vorschläge der EU-Kommission zur Deregulierung Neuer Gentechnik (NGT) in Frage. Die Initiative Save Our Seeds, die Aurelia Stiftung und Testbiotech zeigen mit einem Proof-of-Concept, dass unter den geplanten EU-Vorgaben selbst potenziell gefährliche gentechnisch veränderte Pflanzen zulassungsfähig wären – ohne Umweltprüfung oder Kennzeichnungspflicht.

„Dieser kleine Praxistest mit ChatGPT führt die fahrlässige und wissenschaftlich fragwürdige Vorstellung der EU-Kommission ad absurdum, allein die Anzahl genetischer Veränderungen als Maßstab für Risikobewertung heranzuziehen“, sagt Benny Haerlin, Koordinator von Save Our Seeds. „Die Künstliche Intelligenz macht diese Kriterien bereits im ersten Versuch obsolet. Es ist höchste Zeit, die Notbremse zu ziehen.“

Was die EU-Kommission plant

Nach den Vorschlägen der EU-Kommission sollen Pflanzen, die mithilfe Neuer Gentechnik ohne artfremdes Erbgut und mit weniger als 20 genetischen Veränderungen entwickelt wurden, künftig als sogenannte NGT-1-Pflanzen eingestuft werden. Sie könnten ohne verpflichtende Umweltverträglichkeitsprüfung und ohne Kennzeichnung in den Verkehr gebracht werden.

Das Problem: Mithilfe moderner KI lassen sich selbst unter diesen Vorgaben gezielt Pflanzen mit potenziell schädlichen Eigenschaften entwickeln – und zwar schnell und ohne regulatorische Hürden.

Experiment mit ChatGPT: Insektengiftiger Mais als Beispiel

Im Rahmen des Experiments wurde mit Unterstützung von ChatGPT eine fiktive Maispflanze designt, die dauerhaft ein bestimmtes Protein produziert. Dieses Protein stört die Verdauung von Schmetterlingen der Ordnung Lepidoptera – darunter auch der Maiszünsler, ein häufiger Schädling im Maisanbau. Die Folge: Die Insekten verhungern.

Obwohl das Ziel der Pflanze – Insektenresistenz – aus agrarischer Sicht plausibel erscheint, besteht ein gravierendes Risiko: Auch Nicht-Zielorganismen könnten betroffen sein. Damit drohen Eingriffe in Nahrungsnetze, Ökosystemfunktionen und die Biodiversität – Risiken, die nach aktuellem EU-Vorschlag keiner Prüfung unterliegen würden.

Forderung: EU-Vorschläge zurückziehen

Die Initiatorinnen und Initiatoren des Experiments kritisieren die geplante Regulierung als unzureichend und technologisch überholt. „Die Kombination aus KI und Gentechnik wird weltweit erforscht und weiterentwickelt – mit hoher Geschwindigkeit. Damit steigt auch das Risiko, dass gefährliche Organismen unter dem Radar der Gesetzgebung entstehen“, so die gemeinsame Einschätzung.

Die federführende Idee kam von der Aurelia Stiftung, die Ausgestaltung übernahm Testbiotech, ergänzt durch Fachwissen der Initiative Save Our Seeds. Der insektengiftige „NGT-Mais“ soll nicht real angebaut werden – er dient vielmehr als Beispiel, wie leicht die vorgeschlagenen Regeln unterlaufen werden könnten.

Die Forderung: Der Gesetzesvorschlag der EU-Kommission zur Deregulierung Neuer Gentechnik sollte gestoppt und grundlegend überarbeitet werden.


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