Vertical Farming mit Bio-Upgrade
Vertical Farming, das ist die Indoorzucht von verschiedensten Pflanzen mit LED-Licht und in Hydrokultur. So können Platz- und Ressourcen-sparend Gemüse und Kräuter angebaut werden. Allerdings kam bislang Mineraldünger zum Einsatz. Nun haben das Hamburger Start-up simplePlant und der Hobenköök ein System entwickelt, mit welchem Essensreste zu für das Vertical Farming einsetzbarem Dünger verarbeitet werden.
Knappe acht Milliarden Menschen leben auf der Welt und müssen mit Lebensmitteln versorgt werden. Gleichzeitig reduzieren sich die Flächen der Landwirtschaft aufgrund zunehmender Urbanisierung und Ernteerträge minimieren sich durch steigende Umweltkatastrophen – ausgelöst durch den Klimawandel. Kreative Lösungen müssen her. Eine davon: Vertical Farming. In mehrstöckigen Systemen werden Pflanzen dabei unter Gewächshausbedingungen mit LED-Licht und in Hydrokulturen bewirtschaftet. Dabei soll ressourceneffizient und platzsparend ein hoher Ernteertrag erzielt werden. Der Nachteil: Da beim Vertical Farming in Hydrokultur mit Mineraldünger gearbeitet wird, gelten die Systeme nicht als Bioerzeugnis.
Für biologisches Vertical Farming braucht es ein neues Konzept: Die Lösung dafür kommt nun vom Hamburger Start-up simplePlant und der Hobenköök, beides Partner der Regionalwert AG Hamburg. Nach ihrem erfolgreichen Start mit den smartGärten, dem intelligenten Kräuterbeet für zuhause, macht das nachhaltige Start-up simplePlant den nächsten Schritt in Richtung Revolution in der Nahrungsmittelindustrie. In Zusammenarbeit haben die drei Jungunternehmer Ben Etemadieh (geb. Märten), Felix Witte und Pablo Antelo Reimers gemeinsam mit dem Team von Thomas Sampl, Chef de Cuisine der Hobenköök, ein einzigartiges Kreislaufsystem erschaffen: Die Hobenköök verwertet ihre Essenreste in sogenannten Bokashi Eimern – also japanischen Kompostbehältern – zu Bio-Dünger. Der Saft, der dabei erzeugt wird, ist die Basis für das System von simplePlant. In der selbst entwickelten Filteranlage der Gründer entsteht daraus ein Bio-Hydrodünger, der die Pflanzen versorgt.
Im April wurde das System von den Entwicklern feierlich in Betrieb genommen. Zu finden ist die Bioponik-Farm in der Gleishalle Oberhafen bei der Hobenköök. Dort sollen zukunftsträchtige Objekte einen Platz finden: „Ich bin sehr glücklich, dass wir den Ort für die erste Anlage von simplePlant und der Hobenköök in der Gleishalle gefunden haben. Dieser Platz soll für Start-Ups wie simplePlant genutzt werden, dessen Ziel es ist, die Ernährungswende herbeizuführen und sich mit nachwachsenden Rohstoffen zu beschäftigen“, sagt Thomas Sampl, Chef Cuisinier und Inhaber der Hobenköök. Nach den ersten vier Monaten sind nun auch schon die ersten Erfolge messbar und Entwicklungen sichtbar. In den 84 Pflanzenpots wurden unter anderem Minze, Kohl, Mangold, Salat, Basilikum und Radieschen für die Weiterverwendung in der Hobenköök angepflanzt. Ohne Zusatz von Mineraldünger erreichte die biologische Anlage bis zu 85 Gramm Ernte pro Pflanze in gerade einmal sechs Wochen. Diese ausgesprochen positiven Zahlen, stimmen auch die Entwickler zufrieden: „Wir freuen uns, dass unser Prototyp schon so erfolgreich für die Zubereitung von Speisen in der Hobenköök genutzt werden kann. Nach den aktuellen Zahlen wissen wir, dass unsere eigens entwickelte Filteranlage funktioniert und arbeiten bereits an Optimierungen für noch bessere Ergebnisse“, sagt Ben Etemadieh, Co-Founder und CEO von simplePlant. Die Gründer wollen die Anlage nun sehr zeitnah deutlich ausweiten.
Denn was in der Hobenköök aktuell noch ein Pilotprojekt ist, soll es später auch anderen Einrichtungen ermöglichen, Essensreste zu verwerten und für die Gewinnung neuer Pflanzen zu nutzen. Das ist nicht nur nachhaltig und Bio, sondern auch ressourceneffizient und ertragsreich: Mit der Bioponik-Farm werden 90% weniger Wasser und Nährstoffe verbraucht als im üblichen Feldanbau von Pflanzen. Noch dazu ist bis zu fünfmal mehr Ernte als in der herkömmlichen Landwirtschaft möglich.
Über simplePlant
simplePlant ist ein Hamburger Start-up dreier Jungunternehmer. Ben Etemadieh, Felix Witte und Pablo Antelo Reimers lernten sich während des Studiums an der Universität Hamburg kennen. Nachdem sie kein Glück mit ihrem Basilikum hatten, entwickelten sie aus einer Idee heraus ihren ersten smartGarten, der Ende 2021 auf den Markt kam. Das intelligente Kräuterbeet für zuhause vereint Beleuchtung, Bewässerung und Nährstoffkontrolle in einem nachhaltigen System. Steuerbar per App simuliert die Elektronik eine ideale wie natürliche Umgebung. So ernten Heimgärtner:innen ganzjährig frische, gesunde und geschmackvolle Salate, Kräuter oder Chilis– ohne große Mühen und Pestizide.