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Histaminintoleranz (HIT) – Was ist das?

Nadja Schäfers - Histaminarm kochn - vegetarisch
Nadja Schäfers – Histaminarm kochn – vegetarisch

Histamin ist ein biogenes Amin, welches im Stoffwechsel durch den Umbau von Eiweißbausteinen entsteht. Körpereigenes Histamin ist an Reaktionen des Immunsystems, an Entzündungsreaktionen und der Wundheilung beteiligt.

Najda Schäfers, Ernährungspezialistin, erklärt uns Details. Unter Histaminintoleranz (HIT), auch Histaminose genannt, versteht man die Unverträglichkeit von mit der Nahrung aufgenommenem Histamin. Hochrechnungen zufolge sollen in Europa 10-15% der Bevölkerung von HIT betroffen sein. Weit über die Hälfte der Betroffenen sind Frauen mittleren Alters. Als Ursache hierfür vermutet man einen verringerten Histaminabbau durch den veränderten Hormonhaushalt. HIT-Betroffene verfügen im Körper über ein Ungleichgewicht zwischen Histamin und dem abbauenden Enzym Diaminoxidase (DAO), wodurch Beschwerden wie Asthma, Magen-Darm-Probleme oder eine Fließnase entstehen.

Ursachen
Mit der Nahrung zugeführtes Histamin wird normalerweise größtenteils im Darm abgebaut, sodass Nahrungshistamin nur in kleinsten und gesundheitlich unproblematischen Mengen ins Blut gelangt. Erst bei hohen Zufuhrmengen oder wenn das Histamin ungenügend abgebaut wird, kann es zu Problemen kommen. Eine Einzeldosis von 10 mg Histamin gilt bei Erwachsenen als durchschnittlich noch verträglich, ab 100 mg kann es zu deutlichen Vergiftungssymptomen kommen, wie es z.B. bei einer sogenannten „Fischvergiftung“ der Fall. Normalesser nehmen durchschnittlich etwa 4 mg Histamin täglich zu sich, eine Menge, die bei HIT jedoch bereits Probleme bereiten kann.

Man unterscheidet die angeborene und die erworbene Histaminunverträglichkeit. Während ein angeborener Enzymdefekt eher selten vorkommet, und auch bei Magen-Darm-Infekten eine Unverträglichkeit nur vorrübergehend ist, gibt es vier Hauptursachen, die zu einem Ungleichgewicht im Körper und damit zu den typischen Symptomen führen können:
1. Zu hoher Verzehr von Histamin
2. Verzehr von Lebensmittelt, die das körpereigene Histamin freisetzen
3. Einnahme von DAO-hemmenden Faktoren wie Medikamenten oder Alkohol
4. Verzehr von Lebensmitteln mit hohem Gehalt anderer biogener Amine, die den Abbau von Histamin im Körper verzögern.

Diagnose
Der Weg zur richtigen Diagnose ist meist lang. Betroffene haben meist schon monate- oder jahrelang Beschwerden wie Magen-Darm-Krämpfe und leben mit der Diagnose „Reizdarmsyndrom“. Neue Untersuchungsmethoden haben jedoch dazu geführt, dass eit einigen Jahren nun auch die Histaminintolerenz festgestellt werden kann. Dabei folgen auf ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch in der Regel das Führen eines Ernährungstagebuchs, Untersuchungen zum Ausschluss organischer Erkrankungen und anderer Unverträglichkeiten sowie Ausschlussdiäten und Laboruntersuchungen. Betroffene benötigen daher in erster Linie Geduld bei der Diagnose. Wichtig zu wissen ist, dass sowohl die Ergebnisse eines klassischen Pricktests irreführend sein können, als auch der üblicherweise zur Ermittlung von Lebensmittelallergien eingesetzte RAST-Test bei HIT-Betroffenen negativ ausfällt. Es gibt auch die Möglichkeit eines Bluttests. Dieser misst die Aktivität des Enzyms DAO, ebenso wie den Vitamin B6-Gehalt. Zu wenig Vitamin B6 kann ein Anzeichen für HIT sein. Seit Neuestem gibt es auch die Möglichkeit den Histamingehalt im Urin und Stuhl zu untersuchen. In der Regel empfiehlt es sich, verschiedene Diagnosemethoden gemeinsam mit dem Arzt zu besprechen und individuell durchzuführen.

Therapie
Der Weg in ein beschwerdefreieres Leben bei Histaminunverträglichkeit ist so vielfältig und individuell, wie seine Symptome, Ursachen und Diognosemethoden – darin besteht die besondere Schwierigkeit für HIT-Betroffene. In vielen Fällen genügt zum Start jedoch eine vier- bis sechswöchige streng histaminarme Ernährungsphase zur Erholung des Körpers von histaminbedingtem Stress. Anschaulich könnte man auch von einer „Entleerung der Histamindepots“ sprechen. Diese anfänglich streng histaminarme Ernährung dient auch der möglichst gesicherten Diagnose, denn wer an HIT leidet, bei dem werden sich die Symptome durch das Vermeiden histaminreicher Lebensmittel rasch bessern. Danach ist eine Lockerung der Diät nach individueller Verträglichkeit meist möglich.

In Lebensmitteln entsteht Histamin durch Reife- Gärungs- und Fermentationsprozesse. Deshalb gilt die Faustregel: Je länger ein Produkt gereift ist, desto mehr Histamin enthält es. Zu meiden sind daher bei einer histaminarmen Kost vor allen Dingen Lebensmittel mit einem hohen Histamingehalt wie Eingelegtes und Geräuchertes, ebenso wie reifer Käse, Auberginen, Avocados, Champignons, Spinat, Tomaten und alkoholische Getränke wie Wein oder Bier. Zudem sollte auf Hefeprodukte, Essig, Sojasauce und weitere Sojaprodukte sowie grüner Tee verzichtet werden. Darüber hinaus gibt es Histamin-freisetzende Lebensmittel wie Erdbeere, Himbeeren und Zitrusfrüchte, die weder als Obst, noch als Saft verzehrt werden sollten, und auch verschiedene Nüsse, Schokolade und Lebensmittel mit Glutamat und Zusatzstoffen sollten nicht auf dem Speiseplan stehen.

Auch wenn dies abschreckend klingt, kann man sich dennoch auch bei Histaminintoleranz ausgewogene ernähren – auch als Vegetarier oder Veganer. Mit Eiern, Milch und verträglichen Milchprodukten wie Quark und Joghurt stehen Vegetariern sehr gute Eiweißlieferanten zur Verfügung und Gemüsesorten mit einem hohen Wassergehalt wie Spargel, Zucchini oder auch Mais und Salate sind gut verträglich. Für Veganer gilt: Pflanzlich, gut verträglich und eiweißreich sind Kartoffeln, Getreide und verträgliche Samen wie Kürbiskerne, Pinienkerne oder Sesam. Auch Seitan kann einen guten Beitrag zur Eiweißversorgung leisten. Wichtig ist, die Nahrung abwechslungsreich zu gestalten und darauf zu achten, dass nicht mehrere histaminhaltige Lebensmittel gleichzeitig in einer Mahlzeit verzehrt werden. Erste Rezeptideen erhalten Betroffene im Ratgeber-Kochbuch „Histaminarm kochen – vegetarisch“ von Nadja Schäfers, welches 2009 von den Gourmand World Cookbook Awards als „Bestes vegetarisches Kochbuch Deutschlands“ ausgezeichnet wurde. Auch Nicht-Vegetarier erhalten hier viele nützliche Informationen rund um HIT.

Weitere Informationen erhalten Sie in Nadja Schäfers Buch “Histaminarm kochen – vegetarisch”.
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