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Äpfel für Allergiker

Allergiker können bald allergikerfreundliche Apfelsorten kaufen. So sind viele Birkenpollenallergiker auch von einer Apfelallergie betroffen. Die Europäische Stiftung für Allergieforschung hat das neue ECARF-Siegel für zwei neue Apfelsorten, die allergikerfreundlich sind, vergeben. Professor Werner Dierend ist Leiter des Fachgebiets Obstbau an der Hochschule Osnabrück und maßgeblich verantwortlich für die Entwicklung der neuen Sorten. Die Forschung wurde in Zusammenarbeit mit der Züchtungsinitiative Niederelbe (ZIN) vorangetrieben. Für die Entwicklung der neuen allergikerfreundlichen Apfelsorten konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf über 700 Sorten aus dem Züchtungsprogramm der ZIN zurückgreifen.

„Da bekannt ist, dass verschiedene Sorten ein unterschiedliches Allergenpotential aufweisen, war bei uns die Zuversicht groß, dass wir in diesem Sortenpool eine oder vielleicht auch mehrere allergikerfreundliche Sorten finden werden“, sagt Prof. Werner Dierend. Im nächsten Schritt wurden die Proben aus Osnabrück zur Technischen Universität München (TUM) versandt, denn hier fand die analytische Untersuchung der Äpfel auf das Allergen statt.

Birkenpollenallergiker häufig auch von Apfelallergie betroffen

Prof. Wilfried Schwab ist Professor für Biotechnologie der Naturstoffe an der TUM School of Life Sciences in Weihenstephan

Derzeit sind vier Familien von Apfelallergenen bekannt, von denen zwei als weniger wichtig gelten. „Die Mehrzahl der Apfelallergiker in Nord-und Mitteleuropa sowie Nordamerika reagiert auf das Allergen Mal d 1, da dieses Protein eine sehr ähnliche Molekülstruktur hat wie das Allergen Bet v 1 in Birkenpollen. Das heißt, Birkenpollenallergiker spüren häufig auch unangenehme Nebenwirkungen beim Verzehr von Äpfeln“, erklärt Prof. Wilfried Schwab, Professor für Biotechnologie der Naturstoffe an der TUM. Auf Basis dieser Information untersuchten Schwab und sein Team insgesamt 700 verschiedene ZIN-Sorten auf ihren Mal d1-Gehalt.

Die Apfelsorten, die einen besonders geringen Allergengehalt hatten, wurden an Prof. Karl-Christian Bergmann, Charité – Universitätsmedizin Berlin, verschickt. Bergmann und Team führten orale Provokationstests durch: Unter medizinischer Aufsicht haben Apfelallergikerinnen und -allergiker zunächst 30 Gramm und danach 100 Gramm frische Apfelproben verzehrt. Im Anschluss haben sie die typischen Symptome wie Juckreiz, Kribbeln im Mund sowie Anschwellen von Lippen, Zunge und Mundschleimhaut in einer dreistufigen Skala nach ihrer Intensität bewertet.

Im ersten Jahr wurden 19 ZIN-Sorten getestet; im Folgejahr 22 Sorten, davon 17 zum zweiten Mal. Dabei zeigte sich, dass einige der getesteten ZIN-Sorten besser vertragen wurden als zum Beispiel die Vergleichssorte ‘Santana’, die als allergikerfreundlich eingestuft wird. Da neben der Sorte, auch weitere Faktoren das Allergenpotential beeinflussen können und verschiedene Apfelallergiker individuell reagieren, mussten die Tests über einen Zeitraum von mehreren Jahren wiederholt werden.

Neue Apfelsorten in wenigen Jahren auf dem Markt

“Trotz der genauen Untersuchungen wird es nie möglich sein, komplett allergenfreie Äpfel zu entwickeln – allergikerfreundliche Äpfel sind aber schon für viele Allergikerinnen und Allergiker erstmals wieder eine Möglichkeit, ohne Folgen in einen Apfel beißen zu können“, sagt Prof. Schwab.  

Solche tiefgefrorenen Proben der neu gezuechteten Aepfel bilden die Grundlage für die Analysen im Labor von Prof. Wilfried Schwab.

Die neuen Apfelsorten, die aktuell noch ZIN 168 und ZIN 186 heißen, haben eine rote Fruchtoberfläche. Die Äpfel der ZIN-Sorte 168 sind mittelgroß bis groß mit einem festen und knackigen Fruchtfleisch. Sie sind süß, saftig und geschmackvoll und weisen eine mittelrote Färbung auf. Die Früchte der ZIN 186 sind überwiegend groß, fest, knackig und saftig mit einem leichten Überwiegen der süßlichen Note.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlicher sind optimistisch, dass die beiden allergikerfreundlichen Äpfel im Jahr 2025 oder 2026 in den Regalen der Supermärkte ausliegen werden.

Mehr Informationen:

Das Projekt wurde von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung gefördert.

Züchtungsinitiative Niederelbe: Im Jahr 2002 gründeten sieben junge Obstbauern mit rund 170 weiteren Obstbaubetrieben und Obsthändlern die Züchtungsinitiative Niederelbe, um neue regionale Apfelsorten auf den Markt zu bringen. Die Hochschule Osnabrück ist seit der Gründung als wissenschaftliche Unterstützung an Bord.

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